Doch Bier ist nicht alles. Es wird mit traditionellen Vorspeisen serviert: Obazda, einem Frischkäse mit Zwiebeln und Paprika; Weißwurst, einer weißen Wurst mit Petersilie; und Brezel, einer riesigen Salzbrezel. Jede Region hat ihren eigenen Charakter: Oberbayern ist bekannt für seine Gastfreundschaft, Franken hingegen für seine zurückhaltende Eleganz.
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Klosterbrauereien sind etwas Besonderes. In Andechs, auf einem heiligen Berg, brauen Benediktiner seit 1455 Bier. Es wird als „mit Gebet gewürztes Bier“ bezeichnet. Das Kloster verfügt über einen Biersaal mit Panoramablick auf die Alpen – und eine strenge Regel: maximal drei Krüge pro Person.
Feste gehören zur Kultur. Im September und Oktober finden in Neumarkt, Eichstätt und Deggendorf Bierwochen statt. Der Höhepunkt ist jedoch das Oktoberfest in München, das Millionen Besucher anzieht. Wahre Kenner zieht es aber nicht dorthin, sondern in kleine Dörfer, wo das Fest im Familienkreis gefeiert wird.
Die Route lässt sich mit dem Auto, dem Fahrrad oder sogar zu Fuß auf dem Fränkischen Bierweg zurücklegen, der an 20 Brauereien auf 50 Kilometern vorbeiführt. Unterwegs weisen Schilder auf die verschiedenen Biersorten hin: Helles, Dunkel, Bockbier und Rauchbier.
Moderne Brauer respektieren die Tradition, experimentieren aber auch: Biere mit Wacholder, Rauchmalz und sogar Apfelsaft aus der Region entstehen. Doch alles bleibt im Sinne der Tradition: keine Konservierungsstoffe, keine künstlichen Zusätze, nur das Original.
Nach einem Spaziergang auf dem Bierweg wird einem klar: Bier ist in Bayern mehr als nur ein Getränk – es ist eine Lebenseinstellung. Es verbindet Generationen, ist gleichermaßen heilig und bodenständig. Es ist der Geschmack von Geschichte, Sauerteig und Geduld. Und es ist seit 600 Jahren unverändert geblieben.
